EZB senkt erneut Leitzinsen: Einlagefazilität fällt auf 2,00 %

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute, am 5. Juni 2025, zum vierten Mal in diesem Jahr ihre Leitzinsen gesenkt. Damit setzt sie ihre geldpolitische Lockerung fort – mit Wirkung ab dem 11. Juni 2025 gelten folgende neue Zinssätze:

  • Einlagefazilität: 2,00 % (zuvor 2,25 %)
  • Hauptrefinanzierungssatz: 2,15 % (zuvor 2,40 %)
  • Spitzenrefinanzierungssatz: 2,40 % (zuvor 2,65 %)

Die nächste geldpolitische Sitzung findet am 24. Juli 2025 statt. Angesichts der derzeitigen konjunkturellen Entwicklung und rückläufigen Inflationsdaten rechnen viele Marktbeobachter mit weiteren Zinsschritten nach unten.

Entwicklung der Leitzinsen seit 2022

Nach dem Zinsanstieg in Folge der Inflationskrise ab Mitte 2022 erreichten die Leitzinsen im Euroraum im Herbst 2023 ihren Höhepunkt. Seither geht es stetig bergab. Die EZB leitete die Wende im Juni 2024 ein – seither folgten Senkungen im September, Oktober und Dezember. 2025 wurde dieser Kurs weiter forciert:

DatumEinlagefazilitätHauptrefinanzierungSpitzenrefinanzierung
17.04.20252,25 %2,40 %2,65 %
06.03.20252,50 %2,65 %2,90 %
30.01.20252,75 %2,90 %3,15 %
05.06.20252,00 %2,15 %2,40 %

Was bedeutet die Zinssenkung konkret?

Für Sparer: Weitere Einbußen bei Tagesgeld & Festgeld

Sinkende Leitzinsen führen nahezu zwangsläufig zu niedrigeren Sparzinsen. Schon seit Herbst 2023 beobachten wir eine deutliche Abwärtsbewegung bei Angeboten für Tages- und Festgeld. Die jüngste Entscheidung der EZB dürfte diese Dynamik noch verstärken.

Besonders schnell und konsequent geben Anbieter wie Trade Republic, Scalable Capital oder WillBe Veränderungen bei den Leitzinsen an ihre Kunden weiter.

Für Geldmarktfonds: Rendite unter Druck

Die Verzinsung von Geldmarktfonds orientiert sich stark an der Einlagefazilität der EZB. Mit der Senkung auf 2,00 % geraten diese Produkte zunehmend unter Druck.

Ein Beispiel:
Der XTRACKERS II EUR OVERNIGHT RATE SWAP ETF (ISIN: LU0290358497) bildet die Entwicklung des €STR zuzüglich 8,5 Basispunkten ab. Bei einem aktuellen €STR von ca. 2,17 % ergibt sich eine Rendite von rund 2,26 %. Mit dem sinkenden Leitzins dürfte auch der €STR bald unter 2 % rutschen – die Performance des ETF wird entsprechend sinken.

Für Kreditnehmer: Leichte Entlastung bei Zinsen

Die Senkung der Leitzinsen wirkt sich auch auf die Kreditkonditionen aus. Konsum- und Immobilienkredite könnten in den kommenden Wochen wieder günstiger werden.

Konsumkredite:

  • Zinshoch Mitte/Ende 2023: ca. 10 %
  • Aktuell (Juni 2025): rund 9 %

Immobilienkredite:

  • Höchststand Mitte 2023: über 4 %
  • Aktuell: etwa 3,75 %
  • Tendenz: weiter leicht sinkend

Konjunkturelle Lage & Inflation

Die Inflationsrate im Euroraum liegt im Mai laut Schnellschätzung bei 2,2 %, also nahe am Zielwert der EZB von 2,0 %. In Österreich jedoch bleibt der Preisauftrieb mit 3,0 % vergleichsweise hoch.

Prognosen der EZB zeigen dennoch eine abnehmende Teuerungsrate:

JahrEuroraumÖsterreich
20242,4 %2,9 %
20252,3 %2,9 %
20261,9 %2,3 %
20272,0 %2,1 %

Auch das Wirtschaftswachstum bleibt schleppend. Die EU prognostiziert für 2025 lediglich ein Plus von 0,9 %. Für Österreich erwartet die OeNB gar ein leichtes Minus von -0,1 %.

Dennoch gibt es erste Lichtblicke: Der EinkaufsManagerIndex der Industrie stieg im Mai auf 48,6 Punkte – die Produktion wuchs erstmals seit drei Jahren.

Ausblick: Weitere Zinsschritte wahrscheinlich

Die nächste geldpolitische Sitzung der EZB am 24. Juli 2025 rückt bereits in den Fokus. Angesichts der schwachen Konjunktur und einer nahezu erreichten Preisstabilität ist eine weitere Zinssenkung wahrscheinlich.

Fazit

Die vierte Leitzinssenkung der EZB im laufenden Jahr ist ein klares Signal: Der geldpolitische Kurs bleibt expansiv. Die Einlagefazilität sinkt auf 2,00 %, was sich unmittelbar auf Sparprodukte, Geldmarktfonds und Kreditzinsen auswirkt.

Während Sparer weiter unter Druck geraten, profitieren Kreditnehmer – vor allem im Immobilienbereich – von besseren Konditionen. Wie weit die EZB in den kommenden Monaten noch gehen wird, hängt maßgeblich von Inflation, Wachstum und geopolitischen Risiken ab.

Die nächste geldpolitische Entscheidung fällt am 24. Juli 2025 – möglicherweise mit dem nächsten Zinsschritt nach unten.

Weitere Quellen:

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