Die European Payments Initiative (EPI) nimmt Fahrt auf – und nun könnte auch Österreich bald aktiv mitwirken: Im Rahmen der Payment Service Austria (PSA) prüfen heimische Banken aktuell eine Beteiligung an der europäischen Bezahllösung Wero. Das Ziel: den Zahlungsverkehr innerhalb Europas unabhängiger von außereuropäischen Konzernen wie Visa, Mastercard oder PayPal gestalten.
„Die Stärkung der europäischen digitalen Souveränität im Zahlungsverkehr ist ein wesentliches Ziel – gerade vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Herausforderungen und der Dominanz außereuropäischer Anbieter“, betont Michael Höllerer, Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Was ist Wero?
Wero ist eine digitale Zahlungslösung, die von der European Payments Initiative (EPI) entwickelt wurde – einem Konsortium führender europäischer Banken und Zahlungsdienstleister. Das System ermöglicht es seit Juli 2024 in zahlreichen EU-Staaten, Geld in Echtzeit zu versenden – und das nur mit Handynummer oder E-Mail-Adresse, ganz ohne IBAN. Wero funktioniert dabei grenzüberschreitend in der EU und ist vollständig unabhängig von US-amerikanischen Bezahldiensten.
Vorteile von Wero
Wero bringt eine Reihe bedeutender Vorteile mit sich:
- Echtzeitüberweisungen innerhalb Europas
- Keine IBAN-Eingabe notwendig – stattdessen Nutzung von Mobilnummer oder E-Mail
- Hohe Sicherheitsstandards, da von europäischen Banken getragen
- Datenschutzkonformität nach EU-Recht
- Unabhängigkeit von US-Konzernen wie PayPal, Visa oder Mastercard
- Einheitliches Bezahlsystem für ganz Europa – etwa für P2P-Zahlungen, Onlinehandel oder Point-of-Sale-Zahlungen
Das System soll sowohl Konsumenten als auch Händlern Vorteile bringen, etwa durch geringere Transaktionskosten und die direkte Integration in bestehende Banking-Apps.
Wer nutzt Wero schon?
Wero ist bereits in mehreren europäischen Ländern im Einsatz und hat dort auch praktische Anwendung gefunden. Unter anderem beteiligen sich:
- Deutschland – mit großen Banken wie Deutsche Bank, Commerzbank und Sparkassen
- Frankreich – unter anderem mit Crédit Agricole und BNP Paribas
- Belgien
- Niederlande
- Luxemburg
Auch Banken aus Spanien und Italien bereiten sich auf die Integration vor. Die Umsetzung erfolgt dabei häufig direkt über die Banking-Apps der jeweiligen Institute. Revolut, wohl der größte Kontoanbieter in Europa bietet Wero seit Juli 2025 ebenso in ausgewählten Ländern bereits an. Seit Juli 2025 können Revolut-Kund:innen in Frankreich, Belgien und Deutschland direkt über die App Wero-Zahlungen tätigen. Mit dem Beitritt unterstützt Revolut das Ziel eines souveränen, europäischen Zahlungssystems. Nutzer:innen profitieren von kostenlosen Echtzeitüberweisungen innerhalb Europas – sicher, lokal und benutzerfreundlich.
Österreich hinkte bislang hinterher – das könnte sich nun ändern
Trotz der strategischen Bedeutung digitaler Bezahllösungen auf europäischer Ebene war Österreich bislang nicht aktiv an Wero beteiligt. Das könnte sich nun ändern: Im Rahmen einer intensiven Evaluierung durch die Payment Service Austria (PSA) wird aktuell geprüft, welche Banken teilnehmen und wie die technische Umsetzung aussehen könnte.
Für Konsument:innen in Österreich könnte dies mittelfristig bedeuten, dass sie mit einer einheitlichen App oder direkt über ihre Bank sicher, schnell und kostenlos Geld innerhalb der EU senden und empfangen können – ohne auf US-basierte Dienste angewiesen zu sein.
Fazit: Digitales Europa mit österreichischer Beteiligung?
Mit Wero könnte sich endlich eine europäische Alternative im digitalen Zahlungsverkehr etablieren, die es mit den großen internationalen Anbietern aufnehmen kann. Die Beteiligung österreichischer Banken wäre ein wichtiger Schritt für mehr digitale Souveränität, Sicherheit und Effizienz im Zahlungsverkehr – und ein Signal, dass Europa seine Schlüsseltechnologien nicht länger aus der Hand geben will.
Die kommenden Monate werden zeigen, welche heimischen Banken konkret einsteigen und wann österreichische Kund:innen erstmals mit Wero bezahlen können. Klar ist: Das Potenzial für ein gemeinsames europäisches Bezahlsystem war noch nie so groß wie jetzt.