EZB erhöht Leitzins auf 4,50% – Rezession droht (noch mehr)

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut zugeschlagen. Am Donnerstag, dem 14. September 2023, erhöhte sie den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 4,50%. Das markiert bereits die zehnte Zinserhöhung innerhalb eines Jahres. Die EZB verfolgt weiterhin das Ziel, die Inflation in der Euro-Zone mittelfristig auf 2% zu senken.

Auch die Einlagefazilität, die es den Geschäftsbanken ermöglicht, kurzfristige und risikofreie Anlagen bei der EZB zu tätigen, wurde von 3,75% im Juli auf 4,00% angehoben.

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Im Folgenden finden Sie eine Liste der neun vorherigen Leitzinsanhebungen der EZB im letzten Jahr:

DatumEZB Einlagezins (Einlagefazilität)EZB Leitzins (Festsatz)
14.09.20234,004,50
27.07.20233,754,25
15.06.20233,504,00
04.05.20233,253,75
16.03.20233,003,50
02.02.20232,503,00
15.12.20222,002,50
27.10.20221,502,00
08.09.20220,751,25
21.07.20220,000,50
12.09.2019-0,500,00

Diese Tabelle zeigt den stetigen Anstieg des EZB-Leitzinses in den letzten Monaten.

Wie geht es jetzt weiter? Die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist für den 26. Oktober 2023 geplant. Angesichts der unsicheren Wirtschaftslage und der rückläufigen Inflation bleibt die Frage nach weiteren Zinserhöhungen unbeantwortet. Die wirtschaftliche Aussicht trübt sich zunehmend ein, was die Unsicherheit verstärkt.

Abgesehen von der Inflation bereitet auch die europäische Industrie Sorgen. Die Bank Austria berichtet von einem spürbaren Stimmungseinbruch in der Industrie, der an die Anfangsphase der Pandemie erinnert, wie es der EinkaufsManagerIndex zeigt. Im August 2023 gab es jedoch erstmals in diesem Jahr einen leichten Aufwärtstrend im Index. Trotzdem sollten keine zu hohen Erwartungen geschürt werden, da in einigen Ländern bereits eine Rezession vor der Tür steht. Der Wert von 40, der immer noch unter der Wachstumsschwelle von 50 liegt, zeigt dies deutlich, selbst nach dem ersten Anstieg seit 8 Monaten.

Ein genauerer Blick auf die Inflationsraten in verschiedenen europäischen Ländern zeigt ein vielfältiges Bild. In Österreich lag die Teuerungsrate im Juni 2023 beispielsweise bei 8,0%. Dies steht im Kontrast zur gesamten Eurozone, wo die durchschnittliche Inflationsrate bei 5,5% lag, und zur gesamten Europäischen Union, wo eine Inflationsrate von 6,4% verzeichnet wurde.

Die Unterschiede in der Inflation innerhalb Europas sind bemerkenswert. Am oberen Ende der Skala finden sich Länder wie Ungarn und die Türkei, die mit Inflationsraten von 20% bzw. über 38% (von Juni 2022 bis Juni 2023) zu kämpfen haben.

Die Inflation geht zurück, wenn auch in Österreich nicht so schnell wie in anderen EU-Ländern. Es ist zu erwarten, dass die Teuerung Monat für Monat langsam nachlässt, aber das Ziel von 2% ist noch in weiter Ferne.

Künftige EZB-Sitzungen am 26.10.2023 und 14.12.2023 könnten weitere Zinsentscheidungen bringen, doch größere Zinserhöhungen werden nicht mehr erwartet. Der Zinshöhepunkt scheint bald erreicht zu sein, sofern sich die aktuellen Bedingungen nicht drastisch ändern.

Sparzinsen: Die Steigerungen der Sparzinsen hinken den Leitzinserhöhungen hinterher.

Die Zinserhöhungen der EZB werden in der Regel nicht an die Kunden weitergegeben. Einige Banken bieten zwar höhere Zinsen an, vor allem Direktbanken, aber im Durchschnitt zeigen die Tagesgeldzinsen für mehr als 50 Tagesgeldprodukte, dass die Steigerung nicht an die Kunden weitergereicht wird. Die dunkelgraue Linie zeigt den Unterschied zwischen der Einlagefazilität und dem durchschnittlichen Tagesgeldzins, der in den letzten Monaten gestiegen ist.

Bei den Top 5 Angeboten sieht die Situation etwas anders aus, da hier vor allem Neukundenaktionen höhere Zinsen bieten. Der Unterschied zwischen diesen Zinsen und der Einlagefazilität ist geringer und in den letzten Monaten sogar gesunken.

Die meisten Banken profitieren also von dieser Zinsdifferenz, was zu erheblichen Zinseinnahmen und einer Verbesserung ihrer Finanzergebnisse führt. Wie können Kunden darauf reagieren? Indem sie die Sparzinsen vergleichen und eine Bank wählen, die höhere Zinsen bietet!

Große Summen an Bargeld und direkt verfügbaren Spareinlagen befinden sich in den Händen privater österreichischer Anleger. Laut OeNB-Daten wurden fast 230 Milliarden Euro von privaten österreichischen Anlegern in Form von Bargeld und täglich verfügbaren Spareinlagen gehalten, Stand Q1/2023. Die Summe dieser Vermögenswerte ist trotz verschiedener Krisen in den letzten Jahren gestiegen, zeigt jedoch im ersten Quartal 2023 einen Rückgang. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Trend vorübergehend ist oder sich in den kommenden Monaten als dauerhaft erweist, möglicherweise aufgrund der Inflation.

Es sollte nicht übersehen werden, dass das Horten von großen Bargeldmengen oder niedrig verzinslichen Einlagen über die Zeit dazu führt, dass das Geld an Kaufkraft verliert. Durch die Inflation kann das Geld an Wert verlieren. Daher ist es ratsam, verschiedene Anlagemöglichkeiten zu prüfen, die potenziell höhere Renditen bieten können, ohne das Risiko einer Vermögensminderung zu vernachlässigen.

Datenquelle: OeNB

Österreichs Kreditzinsen verzeichnen weiterhin einen Aufwärtstrend. Die OeNB-Statistiken zeigen eine anhaltende Zunahme der österreichischen Kreditzinsen bis Juli 2023. Bei neuen Konsumkrediten beträgt der Durchschnitt bereits etwa 10%, während es bei Immobilienkrediten effektiv rund 4,3% sind. Es ist anzunehmen, dass die steigenden Kreditzinsen in den nächsten Wochen und Monaten nicht sinken werden, wenn auch mit geringerer Dynamik. Auffällig ist, dass die Konsumkredite in letzter Zeit stärker gestiegen sind als die Immobilienkredite bei Neuabschlüssen.

Nerdige Info: Der Unterschied zwischen Konsum- und Immobilienkrediten, der zu Beginn der Aufzeichnungen sogar unter 2 Prozentpunkten lag, nähert sich aktuell mehr und mehr 6 Prozentpunkten an. Hier erzielen Banken bei Konsumkrediten also beträchtliche Gewinne.

Aufgrund der starken Inflation bleiben trotz des Rückgangs der Inflation in Österreich die Sparzinsen niedrig, was zu anhaltenden negativen Realzinsen führt. Dieser Trend ist in der untenstehenden Grafik dargestellt, die eine über 6%ige negative Realrendite gegenüber dem Durchschnittszins zeigt.

Quelle: Vergleich von Sparzinsen und Inflation = Realrendite – von Sparzinsen.at

Zinsprognose: Wie geht es weiter? Am 26.10.2023 steht die nächste EZB-Sitzung an. Experten gehen eher nicht von weiteren Zinsschritten aus, doch wird genau beobachtet, wie sich Inflation und Wirtschaft in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln. Derzeit sind keine Zinssenkungen in Sicht, und diese Phase mit höheren Zinsen wird voraussichtlich bis weit in das Jahr 2024 hineinreichen, bevor möglicherweise erste Zinssenkungen in Erwägung gezogen werden.

Die Wirtschaft zeigt derzeit Anzeichen einer Rezession, wenn sie nicht bereits in einer solchen ist. Dies bedeutet, dass die Wirtschaftsleistung in einem Land in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen geschrumpft ist.

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